Beim Pilgern durch die anmutige, waldreiche Umgebung von Trockenborn-Wolfersdorf dient der Trockenborner Kirchturm als Wegmarke. Das Gotteshaus ist Heimstatt dieser Kirchgemeinde, zu denen die Ortschaften Wolfersdorf, Stanau, Breitenhain und Strößwitz gehören.
Die Kirche in Trockenborn wurde in den Jahren 1717 anlässlich der 200-Jahr-Feier der Reformation errichtet. Doch schon mindestens 300 Jahre zuvor existierte eine Holzkirche, die eine Marienkirche war. Den Haupteingang unter dem Turm an der Westseite zieren zwei farbige Wappen mit einer gemeinsamen Krone darüber: das sächsische Rautenwappen und das kurfürstliche Wappen mit den Initialen FDS (Fridericus dux saxoniae). Über dem nördlichen Seiteneingang findet der Besucher ein „Chronogramm“. Die großen Buchstaben des lateinischen Sinnspruches ergeben, als römische Ziffern gelesen, in ihrer Summe die Jahreszahl des Baujahres. Die Übersetzung des Chronogramms lautet: „Die Kirche in Trockenborn ist erbaut worden nach zwei Evangeliumsjahrhunderten unter gleichen und zwar günstigen Umständen, da auch in ihr die reine Religion gepredigt wird.“ Die zwei Evangeliumsjahrhunderte bedeuten; 1517 Geburt der Reformation – 1717 Bau der Kirche. Ein dritter Eingang, der einzige Zugang zur Herzogloge, befindet sich an der Südseite und trägt die Jahreszahl 1825.
Herzliche Einladung zur Einkehr
Die Historie des einstigen Adelssitzes, begründet um 1550 durch den letzten Kurfürsten aus Sachsen-Ernestinischem Hause, Johann Friedrich dem Großmütigen, Erbauer des Schlosses „Zur fröhlichen Wiederkunft“ in Wolfersdorf und Gründer der Universität Jena, prägt die Ausstattung der Kirche.
Mit Ausnahme des Orgelprospektes wurde das Innere im Jahre 1888 vollständig neu gestaltet. Eine Besonderheit stellen die Farbglasfenster dar, ein Geschenk des damals regierenden Herzogs Ernst I. Sie wurden 2012 aufwändig restauriert. Die Fenster zeigen den segnenden Christus, Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert. Die Figuren erscheinen ein zweites Mal in Holz geschnitzt an der Kanzel. Das Altarbild „Jesus am Jakobsbrunnen“ wurde von Herzogin Agnes, der Frau Ernst I, gemalt. Die Samariterin soll die Gesichtszüge der Herzogin tragen. Die pneumatische Orgel, 1909 von Oskar Ladegast aus Weißenfels gebaut, ist eine Stiftung Kaiser Wilhelm II.
Im Außenbereich stehen einige bemerkenswerte, mehrheitlich barocke Grabsteine. Unterhalb der Kirche findet sich mit der „Burg“ das älteste Gebäude von Trockenborn. Das ehemalige Pfarrhaus wurde 1533 erbaut, 1652 nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges erneuert, mehrmals renoviert und wird bis heute von der Kirchgemeinde vielfältig genutzt.
Text: Carola Frindert
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